Tote Finnen tanzen keinen Tango by Markku Ropponen

Tote Finnen tanzen keinen Tango by Markku Ropponen

Autor:Markku Ropponen [Ropponen, Markku]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2012-07-15T22:00:00+00:00


22

17. Juni Es war bereits spät am Abend, als Kuhala mit Jeri vor der Tür der Frau stand, die in der Nähe der Brücke wohnte. Das frisch frisierte Gartengrundstück fiel zum Ufer hin ab und erfreute den Betrachter durch hübsche Studentenblumen- und Stiefmütterchenbeete. Bei der Randsteinplatzierung war auf den Schönheitsbegriff des Mittelstands gesetzt worden, offenbar nach Lektüre mindestens eines Artikels in einer Gartenzeitschrift. Vom Carport her hörte man männliches Lachen, das gemütliche Kratzen einer Harke ließ Jeri die Ohren spitzen.

Kuhala überkam auf einmal eine solche Müdigkeit, dass er hoffte, die Frau würde bleiben, wo sie war.

»Lacht ihr nur, Jungs, aber wenn die Menschheit einst mit den elementaren Fragen konfrontiert wird, werdet ihr auch ernste Gesichter machen.«

Kuhala kannte die Stimme, nun war er derjenige, der die Ohren spitzte. Er ging näher heran und schaute auf die Rampe zum Carport hinunter. Dort standen drei Männer. Sie waren alle über sechzig, einer trug eine Mütze, der zweite stützte sich auf einen Spaten, und der dritte stemmte die Hände in die Hüften, wobei er mit schwerem Eisen beschlagene Wörter ausstieß, die dem Sommerabend die ganze Anmut zu rauben drohten. »All dieser Wohlstand ist vergänglich. Nichts als Illusion. Es tut weh, sich der Wahrheit zu stellen.«

»Dir tut es auch weh.«

»Ist auch nicht verboten. Ich sag ja bloß.«

Auch das Thema kam Kuhala allmählich bekannt vor. Der mit der Mütze und der mit dem Spaten hatten im Verlauf der Geschichte dieser Häuserreihe so viele Ergüsse des Mannes abbekommen, dass sie fähig waren, die Botschaft entgegenzunehmen, ohne sich provozieren zu lassen. Es hätte ja auch nichts gebracht – Gründe zum Streit gab es immer genug, auch wenn man sich nicht über den Endzeit-Consult echauffierte.

»Entschuldigung. Ich sollte die Frau aus dem Reihenendhaus treffen, aber sie macht nicht auf«, unterbrach Kuhala die Unterhaltung der Männer.

»Helmi ist walken.«

»Leck mich am Besen«, sagte Kuhala gedämpft und bedankte sich bei den Männern.

»Sie ist in die atomwaffenfreie Zone gegangen, ich kann Ihnen zeigen, wie man da hinkommt«, verkündete der Mann der letzten Tage energisch und kam im Laufschritt herüber, als fände er keine Sekunde Ruhe vor seinen Gedanken.

Jeri platzierte sich zwischen Kuhala und dem Mann und zog die Oberlippe nach oben.

»Der beißt doch nicht?«, fragte der Mann.

»Nein. Wenn er nicht gebissen wird.«

»Gehen Sie auf den Fahrradweg zurück und überqueren Sie beim Campingplatz die Fahrbahn, und dann nehmen Sie die Fußgängerunterführung und biegen links ab. Von da noch fünfzig Meter und dann bloß noch den Weg nach rechts. Da stiefelt Helmi entlang, das ist ihre Stammstrecke. Bisschen dickere kleine Person und unwahrscheinlich tüchtig. Hellrote Shorts und weißes Hemd.«

Das waren genaue Anweisungen, und die persönlichen Kennzeichen kamen so flüssig, dass Kuhala vermutete, der Mann habe mehr als einmal versucht, beim Nordic Walken dabei zu sein. Er bedankte sich und fragte, ob er das Auto auf dem Gästeparkplatz stehen lassen könne, während er die Frau suche. Der Mann zündete sich eine Zigarette an und drückte das Streichholz am Rasenrand in die Erde. »Es kann da bleiben.«

Er hatte ein schmales Gesicht, war einer von der Sorte blasser Marathonläufer



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